Energiefresser Dach
Korrosion und Kondensat bei Hallendecken

Enztal Hallenbad außen
Viele Bäder, die in den 70ern und 80ern gebaut wurden, sind in die Jahre gekommen und haben einen dringenden Sanierungsbedarf. Korrosion, Feuchteschäden und mangelnder Wärmeschutz sind unter anderem die Ursache.
Auch die Betreiber des 1973 gebauten Enztalbades in Vaihingen an der Enz erkannten rechtzeitig den Sanierungsbedarf ihres Hallenbads. Bereits 1985 fing man an, veraltete Technik auszu-tauschen. Es wurden u. a. die Lüftung sowie die Wärmerück-gewinnung modernisiert, zwei Gasbrenner zur Energiegewinnung in Betrieb genommen und die Wasseraufbereitung verbessert. 2005 wurde die Sanierung des Hallenbaddachs durchgeführt, 2006 die Fenster ausgetauscht und 2008 schlussendlich moderne Kassenanlagen eingebaut. Nun kann sich der Bäderbetriebsleiter Helmut Schulz zu Recht über eine hochmoderne Anlage freuen, deren Kostendeckungsgrad im Vergleich zu anderen Bädern recht hoch ist. Die umfangreiche Sanierung des Hallenbaddachs hat auf jeden Fall einen großen Teil dazu beigetragen, Energiekosten deutlich zu sparen.
Schwimmhallendecken haben mehrere wichtige technische Aufgaben zu erfüllen. Dabei wirken etliche physikalische Effekte zusammen, die es zu beachten gilt. Das ist zum einen die hohe Luftfeuchtigkeit bei höheren Temperaturen. Bezeichnend hierfür ist in Schwimmhallen, dass es sich um nahezu konstante hohe Feuchtewerte handelt, die permanent auf die Konstruktion einwirken. Zum anderen muss die Installation von Lüftung, Heizung, Elektroleitungen und nicht zuletzt der Deckenabhängung den besonderen Beanspruchungen des Schwimmhallen-Klimas stand-halten. Auch die Integration der Beleuchtung ist mit allen Aspekten der Gestaltung zu beachten sowie die Hallenakustik bzw. geeignete Brandschutz-maßnahmen. Für ein sicheres Sanierungskonzept müssen die Aufgaben der Decke im Einzelfall geklärt und bewertet werden. Die Priorisierung der Aufgaben ist dabei sehr wichtig. Was ist das Ziel der Sanierung? Ist es die reine Schadensbeseitigung, oder steht die Attraktivierung der Schwimmhalle im Mittelpunkt oder speziell die Senkung der Heizkosten? Dabei hat man es mit folgenden Punkten zu tun:
1. Verbesserte Optik
Die Attraktivierung von Schwimmhallen gewinnt immer mehr an Bedeutung. Die Schwimmhallendecke hat eine entscheidende Wirkung auf den Gesamteindruck der Halle und bedarf in vielen Fällen einer Aufwertung. Veraltete dunkle Holzdecken oder vergilbte Alu-Profile können heute mit überschaubarem Aufwand deutlich schöner gestaltet werden.
2. Verbesserter Wärmeschutz
Der Wärmeschutz vieler Schwimmhallen aus den 70er-
Jahren ist leider mangelhaft. Die dadurch vergeudeten Energie-mengen sind immens. Es ist bekannt, dass wärmere Luft leichter ist als kühlere. Deshalb herrscht an den meisten Schwimmhallendecken eine drei bis zehn Kelvin höhere Temperatur als in Bodennähe. Der Wärme-durchtritt an der Decke ist also aufgrund der höheren Lufttem-peratur deutlich größer als an anderen Flächen. Die Verbes-serung des Wärmeschutzes ist in Zeiten steigender Energiepreise extrem wichtig geworden. Dabei sollten aber einige Fehlerquellen, die zu Korrosion und Feuchte-schäden führen, dringend beachtet werden.
Die vorgeschriebenen Dämm-schichtdicken im Neubau haben sich in den letzten 25 Jahren mehr als verdoppelt. Diese Entwicklung muss bei der Sanierung berücksichtigt werden. In der Praxis bedeutet das Dämmschicht-dicken von mindestens 20 cm im Dachbereich.
3. Feuchteschutz
Die Schwimmhallendecke ist der Bauteil, der am meisten der Luftfeuchtigkeit ausgesetzt ist. Da feuchtere Luft tendenziell nach oben steigt, sorgt dieser physikalische Effekt dafür, dass die Decke zum „Energie-Vernichter" wird, weil an der Decke oder am Dach die wärmsten Temperaturen und die höchsten Feuchtewerte herrschen.
Dieser Effekt ist auch bei laufenden Lüftungsanlagen feststellbar. In der Schwimmhalle herrscht ein in etwa doppelt so hoher Dampfdruck als im üblichen Wohnbau. Dabei ist wichtig, dass sich die durchschnittlichen Feuchtewerte in Schwimmhallen über die Jahre immer weiter erhöht haben. Das Schwimm-hallenklima aus den 70er- und 80er-Jahren ist bezüglich der Temperatur und Feuchte mit heutigem Klima nicht mehr vergleichbar. Luft- und Wassertemperatur sind im Schnitt um vier bis fünf Grad gestiegen.
Auch durch unbedachte Attraktivierungsmaßnahmen einer vorhandenen Schwimmhalle können Feuchteschäden verursacht werden. Die häufigsten Schäden betreffen folgende vier Bereiche:
- Korrosion der Abhängekonstruktion
- Feuchteschäden innerhalb der Dach-/Decken-Konstruktion
- Beton-Abplatzungen durch Feuchte- und Chlorid-Einwirkung
- Kondensat-Bildung an Wärmebrücken
Auch das Thema .Akustik in Schwimmhallen" ist durchaus interessant. Schallharte Schwimm-hallenwände erfordern besondere akustische Maßnahmen an der Decke. Der Trend geht immer mehr zu verputzten Wandflächen. Schallharte raumhohe Verfliesung wird heute so gut wie nicht mehr realisiert. Das erleichtert die Planungen für die Schwimmhallen-decke. Dennoch gibt es auch für ältere geflieste Schwimmhallen attraktive akustisch wirksame
Lösungen. Auch wenn die Schwimmhalle seit vielen Jahren problemlos betrieben wurde, kann bei höheren Feuchtewerten das Schadensrisiko stark zunehmen. Die Taupunkt-Temperatur steigt mit der relativen Feuchte an, sodass Flächen bereits bei Temperaturen unter 23 °C feucht werden. Die Taupunkt-Temperatur ist als die Temperatur definiert, bei der der aktuelle Wasserdampf-gehalt in der Luft der maximale (100 % relative Luftfeuchtigkeit) ist. Die Taupunkt-Temperatur ist damit eine von der aktuellen Temperatur unabhängige Größe.
Innensanierung
Die Innensanierung von Schwimmhallen hat den großen Vorteil, dass gleichzeitig mit der Schadensbehebung auch die Attraktivität der Anlage gesteigert werden kann. Die Optik wird verbessert, die Behaglichkeit steigt, und die Heizkosten sinken spürbar - was heute auch einen Attraktivitätsgrad darstellt. Der zentrale Ansatz für die sichere und nachhaltige Innensanierung beinhaltet drei Aspekte:
1. Erhöhung der Oberflächentemperatur aller Bauteile. Dieser physikalische Effekt vermeidet Kondensat-bildung, erhöht die Behaglichkeit im Raum und ist bei richtiger Ausführung die Basis für enorme Energie-Einsparungen. Der Schlüssel liegt in der hochwertigen innenliegenden Wärmedämmung. Dadurch werden die Oberflächen-Temperaturen der Bauteile ganz in die Nähe der Raumtemperatur angehoben. Kondensatbildung ist physikalisch kaum noch möglich.
Bewährte Vorgehensweise
2. Dampfdichte Konstruk-tionen. Wenn der Feuchtetransport durch die Decke an der richtigen Stelle gestoppt wird, bleibt die Konstruktion kondensatfrei. Dazu bedarf es eines sicheren Systems mit hermetisch dichter Aluminium-Dampfsperre. Zentrale Vorgabe dabei ist, dass insbesondere alle notwendigen Durchdringungen sicher abgedichtet werden können.
3. Geeignete Baustoffe. Das Schwimmhallen-Klima stellt hohe Anforderungen an die verwen-deten Materialien. Deshalb sollte stets auf schwimmbadtaugliches Material zurückgegriffen werden.
Bewährte Vorgehensweise
Um erste Aussagen über Umfang und Aufwand einer Sanierung machen zu können, sind wesentliche Angaben zu klären:
- Betroffene Schadensbereiche
- Aufbau der betroffenen Bauteile
- Gutachten-Auszüge (falls vorhanden)
- Angaben zum Ziel der Sanierung
rahmen). Die Unterstützung von Planern und Betreibern in jeder Überlegungsphase sollte dabei Grundlage für eine erfolgreiche Sanierung sein.
Typische Schäden
Hinsichtlich der Sanierungs-notwendigkeit gibt es drei unterschiedliche Kategorien in Schwimmhallen:
1. Alles in Ordnung. Die Betriebsverhältnisse passen zur Bausubstanz.
2. Leichte Feuchteschäden (temporär begrenzte Effekte) Insbesondere an kalten Tagen zeigen sich Spuren von Kondensat. Die Fenster können beispielsweise beschlagen. Ecken und einzelne Konstruktionen (Metall, Beton) werden feucht. Oft verschwinden die Effekte wieder, sobald es draußen wärmer wird. Es besteht jedoch die Gefahr, dass die Schäden zunehmen und dass sich die Feuchteperioden verlängern und dadurch auch die Korrosion zunimmt. Betreiber sollten jede Kondensatspur ernst nehmen und die Ursache beheben lassen.
Da es sich meist um räumlich begrenzte Wärmebrücken oder kleine Undichtigkeiten handelt, ist der Aufwand dafür meist überschaubar. Es kann sich aber auch um stetigen Feuchte-Eintrag handeln. Dabei entsteht das Risiko, dass die Dach-Konstruktion an Gewicht zunimmt und die Statik an ihre Grenzen gerät. Zusätzliche Lasten durch Regen oder Schnee können die Einsturzgefahr drastisch erhöhen (vgl. Bad Reichenhall).
3. Deutliche Schäden. Hierunter versteht man Schäden, die die Bausubstanz merklich beeinflussen. Es handelt sich um Feuchteschäden, die die Funktion einschränken oder aufheben und die sogar zur Zerstörung der Konstruktion führen können. Betriebsweise und Bausubstanz passen in diesem Fall nicht zusammen. Die Fehler können entweder konstruktiv bedingt sein oder aufgrund falscher Ausführung verursacht werden. Ein anderer Grund kann eine fehlerhafte Lüftung bzw. Entfeuchtung sein. Ursache kann aber auch in einer Nutzungsänderung liegen. Die Ansprüche steigen stetig, aber nicht jede Halle verträgt höhere Temperaturen und Feuchtewerte.
Gründe für Korrosion
1. Kondensatbildung. Kondensat entsteht
Kondensatbildung. Kondensat entsteht durch unzureichenden Wärmeschutz (Taupunkt-Unterschreitung). Feuchteschäden haben ihre Ursache oft in mangelhaftem Feuchteschutz (Undichtigkeiten und fehlende Dampfsperre).2. Chlorid-Belastung. Ungeschützte Deckenabhänger sind sehr anfällig und nicht DIN-gerecht. Falsche Materialien führen zu massiven Problemen. Zu geringe Beton-Überdeckung lässt die Beton-Bewehrung korrodieren.
3. Geändertes Hallenklima. Steigende Wellness- und Komfort-Ansprüche führen zu höheren Temperaturen. Diese wiederum führen zu höheren Feuchtewerten, was ein höheres Kondensat-Risiko bedeutet.
Text Andreas Köpke
Foto Alpenhof Murnau


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